Erdbeere
- Regional: Ja
- Saison in der Schweiz: Mai bis Oktober
- (Quelle: Schweizer Obstverband)
Genau genommen handelt es sich bei der Erdbeere um keine Beere, sondern um eine sogenannte „Scheinfrucht“. Die Früchte sind die harten, gelben Nüsschen auf der Oberfläche. Das ändert nichts daran, dass sie sehr gesund sind.
Die (Schein-)Frucht bietet viel Vitamine und Mineralstoffe, darunter Vitamin C (mit 60 mg mehr Vitamin C als eine Orange) und Folsäure. Bemerkenswert ist der Gehalt an sekundären Pflanzeninhaltstoffen wie Polyphenolen, Anthocyanen und Flavonoiden. Damit in Zusammenhang steht vermutlich die positive Wirkung auf die Gesundheit, welche hoher Erdbeerkonsum in zahlreichen Studien gezeigt hat. Dazu gehören der Schutz vor Herzkrankheiten, Krebs, Diabetes und Verzögerung der Hirnalterung.
Eine weitere Besonderheit der Erdbeere ist ihr niedriger Fructose-Gehalt mit höherem Glukose-Anteil. Das ist gut für die Verdauung. Auch Personen mit Reizdarm, die sonst Früchte meiden müssen, vertragen Erdbeeren gut.
Am schmackhaftesten (und gesündesten) sind sie frisch vom Feld. Bereits wenige Stunden nach dem Pflücken verlieren sie Aromastoffe und Vitamine. Entsprechend sind sie nicht lange haltbar.
Erdbeeren reifen zudem nicht nach. Deshalb sollten Sie sie nur ausgereift kaufen (oder ernten) – dann sind sie durchgehend rot gefärbt, weisen also keine weissen oder grünen Stellen auf. Die Farbe selbst (heller oder dunklerer Rotton) ist sortenabhängig.
Geschmacklich sind die Früchte jedoch nicht mehr das, was sie einmal waren. Die Detailhändler haben vor allem „Hochleistungssorten“ im Angebot, die gezielt auf Ertrag und Haltbarkeit gezüchtet sind. Das an sich typisch Erdbeerige bleibt dabei auf der Strecke. In einem Artikel des Ktipp vom 3. Juni 2015 erklärt ein deutscher Aromaforscher, dass es zwischen Festigkeit des Fruchtfleisches und dem Aroma einen Zusammenhang gebe. Je fester das Fruchtfleisch einer Erdbeere sei, desto weniger Aroma weise sie auf. Bei Hochleistungssorten sei z. B. der Gehalt an Methylanthranilat („zuständig für die blumig-fruchtige walderdbeerartige Note“) nicht nachweisbar. Das Ergebnis sind dann oft fade, fast geschmacksneutrale Früchte. Im Text sind die meistangebauten Sorten aufgeführt: Darselect, Cléry und Elsanta, alles Hochleistungssorten. „Mara de Bois“, eine schmackhaftere ältere Sorte, hätten einige Detaillisten als (teurere) Spezialsorte im Angebot. Ktipp rät, die aromatischeren (und weniger lang haltbaren) Sorten auf zum Selberpflücken gekennzeichneten Feldern, in Hof- oder Dorfläden zu kaufen.
Fehlender Geschmack ist nicht das einzige Problem der Schweizer Erdbeeren. Durch eine Kassensturz-Sendung gerieten sie 2016 in die Schlagzeilen. Eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Laboruntersuchung stellte in 16 Stichproben insgesamt 10 verschiedene Pestizide fest. In der Hälfte aller Proben fanden sich Rückstände von vier oder mehr Pflanzenschutzmitteln, in einer sogar sechs. Frei davon waren nur vier, darunter jene drei aus Bio-Anbau.
Die gesetzlichen Grenzwerte für die einzelnen Stoffe wurden überall eingehalten. (Nicht nur) Greenpeace betrachtet jedoch den Mix als problematisch, dessen Auswirkungen auf den Körper nicht erforscht sind. Entsprechend gibt es dazu auch keine Höchstwerte oder Verordnungen.
Der Schweizer Obstverband deutet dieselben Ergebnisse ganz anders. Einen Artikel über die Kassensturz-Sendung tituliert er „Gutes Zeugnis für die Erdbeerproduzenten.“ Die aktuelle Studie von Greenpeace zeige eindrücklich: Die Schweizer Produzenten liessen den Worten Taten folgen. Schweizer Erdbeeren könnten also getrost genossen werden.
Immerhin hat der Kassensturz-Bericht das Problem wenigstens kurzfristig in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Überraschend oder neu war das allerdings nicht. Bereits in früheren Untersuchungen wurden ähnliche Resultate erzielt, beispielsweise in einem Test von Saldo aus 2007. Dort hatte man sogar Rückstände von 17 Pestiziden entdeckt, in einer der ebenfalls 16 Proben acht Substanzen, in einer zweiten sechs. Auch hier waren alle Bio-Produkte (und zwei aus integrierter Produktion) rückstandsfrei.
Von Entwarnung keine Spur: Im aktuellsten Saldo-Test (Nr. 12 / 2017) waren von 25 Proben lediglich drei frei von Pestiziden, darunter die einzigen aus Bio-Anbau. In einer Probe Schweizer Erdbeeren wurden Rückstände von acht Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen. Wieder wurden alle Grenzwerte eingehalten. Bei drei der sechs Proben inländischer Früchte stuft Saldo die Belastung jedoch als mittel ein, bei zwei als sehr hoch.
Wir raten jedenfalls zu Bio-Erdbeeren. Sofern es sich um eine der weicheren Sorten handelt, lassen die sich tatsächlich vielfältig geniessen, am besten natürlich roh und ohne Zucker oder Schlagsahne (bzw. deren veganen Ersatz). Beliebt sind sie in Süssspeisen jeglicher Art – sei es die Erdbeertorte, Eis, Kuchen oder Creme –, im Fruchtsalat und neuerdings häufiger als fruchtige Note in Salaten, Hauptgerichten oder Saucen.
Wie bereits erwähnt, verwenden Sie Erdbeeren im Idealfall gleich nach dem Einkauf bzw. der Ernte. Bestenfalls sind sie ungewaschen im Gemüsefach des Kühlschranks bis zu zwei Tagen haltbar, bei Raumtemperatur lediglich einen. Weil beschädigte Früchte rasch schimmeln, sollten Sie sie sofort aussortieren und essen. Sie sind bedingt gefriergeeignet, werden aber nach dem Auftauen matschig.
Notiz am Rande: Schönheitstipps im Netz und in Frauenzeitschriften behaupten immer wieder, mit Erdbeeren liessen sich die Zähne bleichen. Was angeblich Hollywood-Stars wie Catherine Zeta-Jones tun, kann ja nicht falsch sein (sie scheint übrigens die Einzige zu sein, die darauf schwört. Ein anderer Star wird nie genannt). Man solle die Zähne mit halbierten Früchten einreiben oder eine Pampe aus zermantschen Früchten auftragen. Nachher mehrere Minuten einwirken lassen (die Empfehlungen gehen bis zu einer halben Stunde). Bei täglicher Anwendung seien die Zähne binnen weniger Wochen strahlend weiss. Einige Autoren meinen, dass unreife Früchte besonders geeignet seien. Sie erklären auch gern, warum das funktioniere, wobei sie sich fröhlich gegenseitig widersprechen. Mal ist es Folsäure, die den gewünschten Effekt erziele, mal Fruchtsäure. Manche schreiben die wundersame Wirkung den gelben Nüsschen zu. Und (mindestens) eine Texterin nennt den Vorgang „Zahn-Peeling“.
Jeder Zahnarzt wird gern bestätigen, dass so etwas nicht funktioniert. Stattdessen sind Zahnschäden zu befürchten. Fruchtsäure und Fructose können den Zahnschmelz angreifen oder machen ihn zumindest anfälliger für Säuren. Ausserdem ist es schade um die schönen Früchte (na ja, von Hochleistungssorten abgesehen).