Toggle (Hamburger) zum Umschschalten des Menüs
Ackerbohnen und Hülse

Bild: ExQuisine / stock.adobe.com

Ackerbohne

  1. Regional: kaum

In der Schweiz ist die Ackerbohne vor allem als Saubohne bekannt, was auf ihre Verwendung als Viehfutter hinweist. Weitere Bezeichnungen sind „Puffbohne“ (auch nicht besser) und „Fava-Bohne“, in Deutschland ausserdem „Dicke Bohne“, „Pferdebohne“, „Viehbohne“ oder „Faberbohne“. Unabhängig vom Namen fristet sie derzeit ein Schattendasein. In der Schweiz wird sie gerade mal auf 500 ha kultiviert, hauptsächlich als Futterpflanze. Vom Bund wird nur der Anbau als Futtermittel subventioniert.

In der Schweiz herrscht Mangel an hiesigem Eiweissfutter. Für Landwirte ist der Anbau vorteilhaft, weil sie keinen Dünger und nur wenig Pflanzenschutzmittel benötigt. Sie bindet Stickstoff im Boden und düngt somit Folgekulturen. Zudem gedeiht die anspruchslose Pflanze ebenfalls in höheren Lagen und verträgt Minusgrade sehr gut. Doch die erzielten Preise sind niedrig. Gleichzeitig ist importiertes Futtersoja für die Züchter billiger, selbst im Bio-Bereich. Die Produktion lohnt sich eher für Eigenbedarf (z. B. Schweinefutter). Mehr Förderung wäre nicht bloss wünschenswert, sondern nötig, besonders für Neuzüchtungen.

Als Nahrungsmittel spielt die Saubohne heute kaum eine Rolle. Sogar in Bioläden und Reformhäusern sucht man sie fast überall vergebens.

Früher einmal war das anders. Sie war schon im Altertum in Mitteleuropa verbreitet und entwickelte sich zu einem der wichtigsten Grundnahrungsmittel, mit und ohne Schoten, roh, geräuchert, gekocht, gemahlen oder gedörrt. Im 18. Jahrhundert begann ihr Stern zu sinken, weil die grüne Bohne und die Kartoffel sie allmählich verdrängten. Nur in den Bergregionen wurde sie erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die aufkommende Viehwirtschaft aufgegeben.

Die Saubohne ist proteinreich, ein guter Energielieferant (309 kcal pro 100 g laut GU-Nährwerttabelle) und fettarm, aber genauere Angaben über Vitamin- oder Mineralstoffgehalt lassen sich nicht finden (jedenfalls nicht aus zuverlässigen Quellen). Im Gegensatz zu den meisten übrigen Hülsenfrüchten enthält sie kein Phasin und kaum Lektine, weshalb sie sich sogar für Rohverzehr eignet. Über Allergien ist ebenfalls nichts bekannt (was nicht weiter erstaunt bei der geringen Verbreitung).

Das klingt nach einem idealen Lebensmittel, das seiner Wiederentdeckung harrt. Ein Projekt von ProSpecieRara strebt mit Unterstützung von Agroscope an, alte Schweizer Vorkommen von Ackerbohnen in Berggebieten wieder für menschliche Ernährung anzubauen. Zunächst sollen die geeigneten Sorten gefunden und genügend Saatgut für grossflächigen Anbau gewonnen werden. Das erfordere jahrelange Vermehrungsarbeit.

Doch ganz unproblematisch ist auch die Puffbohne nicht. Zwei ihrer sekundären Pflanzeninhaltsstoffe, Vicin und Convicin, können bei Menschen mit einem ererbten Enzymmangel (Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase) Favismus, die sogenannte „Bohnenkrankheit“, auslösen. Die Symptome zeigen sich in Übelkeit, Erbrechen und einer „hämolytischen Anämie“, einem beschleunigten Verlust von roten Blutkörperchen. Im schlimmsten Fall führt das zum Tod. Betroffen von diesem Gendefekt soll immerhin ein Prozent der Bevölkerung sein.

Durch Wässern und langes Erhitzen lassen sich die beiden Stoffe entfernen bzw. zerstören (sie sind aber sehr hitzestabil). Zuverlässige Angaben über Dauer der Wässerung, Kochzeiten, nötige Hitze gibt es nicht.

Leider erschwert das ebenfalls den Anbau: Schon das Einatmen von Blütenstaub kann zur Erkrankung führen. Eben darum wären Neuzüchtungen notwendig, um den Anteil an Vicin und Convicin zu senken.

Einen anderen Weg gehen Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut. Mit dem Projekt „QualiFabaBean“ forschen sie daran, aus der Ackerbohne hochwertige Mehle und Proteinkonzentrate herzustellen, ohne unangenehmen Eigengeschmack und die erwähnten Inhaltsstoffe. Aus der Pressemitteilung des Projektträgers BLE (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung): „Unerwünscht ist auch das für fast alle Leguminosen typische grasige und bohnige Aromaprofil.“ Das Ziel sind also Zutaten für die Lebensmittelindustrie, auf dass die uns in einigen Jahren mit neuem Fertigfutter beglücke.

In der Schweizer Nährwertdatenbank ist die Ackerbohne nicht enthalten.