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Mit wirtschaftlichen Gründen lässt sich für oder gegen alles argumentieren.

Bild: Schlierner / stock.adobe.com

Wirtschaftliche Gründe

Wirtschaftliche Gründe, wie z. B. Arbeitsplätze, sind in politischen Diskussionen das ultimative und leider auch bewährte Killerargument. In diesem Fall: Was soll nur aus den armen Metzgern werden und den Bauern? Tausende Jobs gehen verloren!

Der so Argumentierende geht offensichtlich von einem völlig unmöglichen Szenario aus (aus rhetorischen Gründen natürlich), in dem von heute auf morgen plötzlich die ganze Bevölkerung beschliesst, sich ab sofort nur noch vegetarisch zu ernähren. In Wirklichkeit jedoch wäre eine solche Veränderung bestenfalls eine Sache von Jahrzehnten, in denen der Fleischkonsum graduell abnähme. Zugleich entstünden neue Arbeitsplätze im Zusammenhang mit der Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln.

Ausserdem geht es den in dieser Argumentation oft heraufbeschworenen Metzgern und Bauern auch heute nicht durchwegs gut; viele Dorfmetzger, die ihren Lieferanten zumindest früher einen fairen Preis bezahlt haben, verschwinden, weil die Kundschaft ausbleibt und sich lieber im Supermarkt mit billigerem Fleisch eindeckt (ein Prozess, der bereits vor Jahrzehnten begonnen hat). Viele Bauern sahen sich nach Subventionskürzungen gezwungen, ihren Betrieb oder zumindest die Viehwirtschaft aufzugeben, da die erzielten Preise für Fleisch und Milchprodukte einfach zu niedrig sind. Dies obwohl der Bund die Landwirtschaft noch immer subventioniert, alleine die Milchwirtschaft mit rund 300 Mio. Schweizer Franken jährlich (2014 295 Mio., 2015 bis Oktober ebenfalls 295 Mio. CHF; Quelle: Bundesamt für Statistik). Die industrielle Fleischverarbeitung floriert zwar, aber dem einfachen Arbeiter dort dürfte es eigentlich ziemlich egal sein, ob er nun ein vegetarisches Schnitzel oder eines vom Schwein herstellen muss. Ein Teil würde ein pflanzliches Lebensmittel vermutlich vorziehen. Den in den letzten Jahren feststellbaren Rückgang im Pro-Kopf-Fleischverbrauch erklärt übrigens Proviande, die Branchenorganisation der Fleischwirtschaft, hauptsächlich mit Einkaufstourismus. Die Schweizer decken sich mit Billigfleisch im benachbarten Ausland ein (während fast jeder, der mich im Laufe der Jahre in eine Diskussion über Vegetarismus verwickelt bzw. eine Antwort auf haltlose Behauptungen herausgefordert hat, von sich sagt, ausschliesslich hiesiges Fleisch zu beziehen, die meisten sogar vom Biometzger oder direkt vom Bauern).

So oder so, was durch vegetarische Ernährung wirtschaftlich verloren geht, kann eben dadurch wieder ausgeglichen werden.