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Weide mit Kühen

Bild: gkrphoto / stock.adobe.com

Grasland

Gegner der vegetarischen Ernährungsweisen und natürlich die Fleischwirtschaft argumentieren häufig damit, dass rund 70 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Grasland seien. Ein grosser Teil davon sei ausschliesslich für Viehwirtschaft geeignet. Gemeint sind damit unter anderem Steilhänge oder Gebiete in Höhenlagen, die sich kaum für Ackerbau eignen (beispielsweise oberhalb der Baumgrenze). Die als Argument dienenden Flächen werden allerdings auch für „Tierproduktion“ nur teilweise bewirtschaftet.

Die einfachste Antwort, mit der sich Ihr Gegenüber vielleicht zufriedengibt, ist zugegebenermassen eine Milchbüchlein-Rechnung: Mit einem Sechstel des Landes lassen sich gleich viele Menschen pflanzlich ernähren, wenn die Nährstoffe nicht den Umweg über das Tier nehmen.

Die Wirklichkeit ist natürlich komplexer, aber Grasland, mit Ausnahmen wie Alpenrasen, wurde vom Menschen geschaffen. Unsere Ahnen rodeten Wald für die Viehzucht. Der heute häufigste Graslandtyp in der Schweiz ist die „intensiv genutzte Wiese“, die ausschliesslich der Produktion von Silofutter dient. Sie wird bis zu sechsmal jährlich gemäht und regelmässig gedüngt (irgendwo muss man ja hin mit der ganzen Gülle. Allerdings wird auch Kunstdünger verwendet). Das sind im Wesentlichen Monokulturen, z. B. aus Raygras. Die Artenvielfalt beträgt nicht einmal 20 Pflanzenarten je Are.

Die Blumenwiese, der wir heute kaum noch begegnen, ist eine „wenig intensiv“ oder „extensiv“ genutzte Wiese. Erstere werden ebenfalls gedüngt, bis viermal jährlich gemäht und können bis 35 Pflanzenarten je Are aufweisen. Zweitere werden nicht gedüngt und höchstens zweimal im Jahr gemäht. Hier wachsen über 50 verschiedene Pflanzen je Are.

Weiden sind Grünland, wo das Gras statt gemäht von den Nutztieren direkt gefressen wird. Die „intensiv genutzte Weide“ wird gedüngt, die Weidung durch Pflegeschnitte ergänzt. Hier wächst nicht viel ausser Gras, obschon das Land häufig sehr fruchtbar wäre. „Extensive Weiden“ hingegen sind heutzutage selten geworden. Sie befinden sich meistens an eher steilen Lagen, werden bis dreimal jährlich beweidet, nicht gedüngt und nicht gemäht. Sie bieten zahlreichen Pflanzenarten und Kleintieren Lebensraum.

Auf den Punkt gebracht: Es gibt nicht wegen des Graslandes so viel Viehzucht, sondern so viel artenarme Wiesen und Weiden wegen der Viehwirtschaft. Mit weniger Landverbrauch könnte man mehr Menschen ernähren und gleichzeitig der Natur Platz zurückgeben.