Falsche Argumente kontra
Mit jedem der hier aufgeführten falschen Argumente (und einigen mehr) war ich schon mehrmals konfrontiert; dies, obwohl ich nie versucht habe, Fleischesser vom Vegetarismus zu überzeugen. Trotzdem konnte ich viel zu oft sinnlose Diskussionen nicht vermeiden. Sind weitere Zuhörer anwesend, will ich das auch gar nicht.
Die Unwissenheit in Bezug auf das elementare Thema Ernährung ist mitunter erschreckend. Manchmal musste ich fragen, ob das betreffende Argument nun ernst oder scherzhaft gemeint sei (eine höfliche Frage, die allerdings die Wahrscheinlichkeit deutlich senkt, dass der Rest des Gesprächs friedlich verläuft). Beispielsweise wollte einmal jemand wissen, woher ich denn die ganzen Vitamine nehme. Ich erkundigte mich, welche er meine. „Na, Vitamin C zum Beispiel.“ Im ersten Moment weiss man jeweils nicht, was man darauf antworten soll, sofern man sein Gegenüber nicht beleidigen will. Er meinte es nicht böse, er hatte nur in der Schule einen Fensterplatz in Biologie belegt und auch sonst keinen Schimmer von Ernährung.
Oft werden diese falschen Argumente, die teilweise schon recht dämlich sind, als Fragen vorgebracht, hinter denen echtes Interesse steht. In solchen Fällen ist es sinnvoll, den Sachverhalt zu erklären. Das erfordert zwar Geduld, ist aber meist schnell erledigt, und Sie können sich anschliessend einem interessanteren Gesprächsthema zuwenden (also irgendetwas, wovon der Gesprächspartner ebenfalls etwas versteht).
Andere Fleischkonsumenten wissen, dass sie zu viel Fleisch essen, vor allem wenn wieder einmal ein neuer Fleischskandal in den Medien präsent ist. Sie haben dann manchmal sogar das Bedürfnis, sich für ihre Gewohnheit zu entschuldigen – weniger vor uns als vielmehr vor sich selbst. Führen sie solche falschen Argumente an, geschieht das durchaus respektvoll und ist lediglich ein Zeichen ihrer Unsicherheit. Hier lohnt es sich, darauf einzugehen. Vielleicht können wir eine Entwicklung in Gang setzen, an deren Ende nicht zwingend eine vegetarische Ernährung stehen soll, aber eine bewusstere Auseinandersetzung mit den eigenen Essgewohnheiten.
Viel zu oft begegnet vor allem Veganern, aber auch Ovo-Lacto-Vegetariern, eine feindselige Ablehnung, die in hitzige Diskussionen münden kann. Manchmal sind es Familienangehörige, die so erbost reagieren, häufig jedoch Personen, denen unsere persönliche Ernährungsweise eigentlich völlig gleichgültig sein könnte. Der Zorn ist zunächst immer versteckt und tritt erst im Verlauf des Gesprächs mehr oder weniger offen zu Tage. Zum Teil fühlen sie sich durch unsere abweichenden Essgewohnheiten in Frage gestellt, ja sogar persönlich angegriffen. Teilweise liegt das allerdings an bisherigen Erfahrungen mit Vegetariern und Veganern.
Falls Sie diese Wut bemerken, ohne sie vorher irgendwie provoziert zu haben (Mischköstler mögen es beispielsweise nicht sonderlich, wenn man sie als „Fleischfresser“ bezeichnet, ihr Essen „Tierkadaver“ nennt oder darauf hinweist, dass der Gestank vom Grill an ein Krematorium erinnert), ist im Grunde genommen jede Diskussion vollkommen sinnlos. Diese Personen, die sonst durchaus vernünftig sein können, glauben einfach, dass sie absolut recht haben. Wer eine abweichende Meinung vertritt, kann offensichtlich nicht ganz bei Trost sein.
Ein falsches Argument nach dem anderen bringen sie vor, ohne sich um Antworten zu kümmern, auch nicht, wenn Sie sie dazu auffordern, die Sachverhalte selbst zu überprüfen. Beim nächsten Gespräch, mindestens aber in einer Diskussion mit anderen, werden sie ungerührt und unbelehrbar dieselben Behauptungen wieder vorbringen. Warum etwas prüfen, wenn man die Antwort schon kennt?
Wie erwähnt, das Gespräch ist an sich vollkommen sinnlos, findet jedoch oft vor Publikum statt, weshalb ich den Schwachsinn jeweils nicht unkommentiert lassen kann. Zudem wirkt diese Mischung aus Einbildung und Unwissenheit durchaus herausfordernd auf mich (Personen, die mindestens eine grundlegende Ahnung von Ernährung haben, können zwar eine andere Meinung vertreten, stehen Vegetarismus und Veganismus aber eher tolerant gegenüber). Meistens können Sie der Diskussion nicht ausweichen, ohne dadurch noch mehr Öl ins Feuer zu giessen. Wenn wir nicht auf die „Argumente“ unserer Gesprächspartner eingehen oder sogar ausdrücklich erklären, dass wir mit ihnen nicht darüber diskutieren wollen, empfinden sie das als Beleidigung und werden erst recht sauer (eine Diskussion über Vegetarismus zwischen zwei Personen kann die Stimmung einer ganzen Familienfeier auf Dauer verderben, weshalb wir etwas Zurückhaltung üben sollten).
Also gilt es, so kurz und ruhig wie möglich zu antworten und bei den beweisbaren Fakten zu bleiben. Irgendwann geben sie auf, wenn sie merken, dass wir auf jeden ihrer Einwände eine passende Erwiderung finden. Die hier vorgestellten falschen Argumente und die Antworten darauf sollen Ihnen dabei helfen.
Allerdings gäbe es einen einfachen Trick: Wer sagt, dass er oder sie kein Fleisch esse, weil es nicht schmecke, ist meist fein raus.