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Bild: Falko Müller / stock.adobe.com

Artikel

Wie wählen wir die Fakten aus, die wir publizieren? Wieso sind unsere Artikel so verfasst, wie sie sind?

Inhalt

Letztlich ist die Auswahl der Inhalte wie bei Zeitungsartikeln immer subjektiv. Wir schreiben das, was für (eine vegetarische) Ernährung wichtig ist oder wovon wir glauben, dass es unsere Leser interessiert. Gleichzeitig müssen wir die Länge der Texte in einem einigermassen akzeptablen Rahmen halten, obschon die meisten Themen genügend Material bieten für ganze Bücher.

Nehmen wir als Beispiel Früchte. Die lateinische Bezeichnung, die Herkunft und botanische Einzelheiten sind unwichtig für unsere Zwecke. Es ist lediglich für eine Minderheit wirklich interessant, dass Römer ein bestimmtes Obst in unsere Breitengrade gebracht haben oder dass das Holz des Birnbaums gut zum Schnitzen geeignet sei.

Nur auf den ersten Blick erscheint es wie ein solches Detail, dass es sich bei Brombeeren um Sammelstein-Früchte handelt. In ihrem Fall sind die kleinen Kerne der einzelnen Früchtchen sehr gut wahrnehmbar und für viele störend beim Essen. Deshalb finden wir so etwas erwähnenswert.

Was Sie bei allgemeinen Beschreibungen im Netz über Früchte anderswo kaum oder nie lesen, sind Informationen über die Pestizid-Cocktails, die in Stichproben immer wieder nachgewiesen werden. Das halten wir sogar für sehr wichtig, weshalb wir bei einigen Lebensmitteln wie Erdbeeren deutlich darauf hinweisen.

Auf landläufige Irrtümer nehmen wir ebenfalls Bezug. Grüne Orangen sind unreif? Nein, sind sie nicht (und schmecken vielleicht besser, da sie nicht behandelt wurden). Quitten enthalten besonders viel Vitamin C? Nein, der Gehalt ist eben nicht sonderlich hoch (13 mg). Daran ändert sich nichts dadurch, dass sie das fast überall nachlesen können. Es stimmt trotzdem nicht.

Diskutiert haben wir beispielsweise über die Frage, ob wir nun bittere Aprikosenkerne im Text über die Aprikose erwähnen sollten. Eigentlich gehört es da nicht wirklich hin, doch unzählige Artikel (und Kommentare) im Netz behaupten, dass diese Kerne Krebs heilen sollen und als Vorsorge geeignet seien (dazu gibt es keine stichhaltigen Beweise). Wir haben uns schliesslich dafür entschieden, die entsprechenden Informationen aufzuführen, weil die Schulmedizin ein erhebliches Gesundheitsrisiko in diesen Empfehlungen sieht und viele nicht wissen, dass nicht die normalen, süssen Kerne gemeint sind.

Das bringt uns zum Thema Wissenschaft. Nein, wir glauben nicht, dass die Schulmedizin in allen Belangen immer recht hat. Auch uns ist klar, dass manche Studien gekauft oder aus Zeitgründen erwartete, statt nachgewiesene Resultate publiziert wurden. Betrug ist ein nicht zu unterschätzendes Problem. Ausserdem passieren Fehler jedem, selbst sorgfältig arbeitenden, ehrlichen Forschern. Wissenschaft bietet jedoch wesentliche Vorteile: Erstens, Experimente müssen nachprüfbar sein (und werden geprüft). Zweitens entwickelt sie sich täglich weiter.

Soweit menschenmöglich, halten wir eigene Vorlieben, Vorurteile und Vorwissen zurück. Wenn mir eine Information nicht in den Kram passt, erhöht das letztlich sogar die Wahrscheinlichkeit, dass sie (nach Recherche) tatsächlich in den entsprechenden Text einfliesst.

So hätte ich beispielsweise gern geschrieben, dass vegetarische Ernährung gesünder sei als Mischkost. Zahlreiche Studien legen diesen Schluss nahe, obwohl in einigen dieser Untersuchungen Personen, die sehr wenig Fleisch gegessen haben, eine noch grössere Lebenserwartung erreichten. Zudem ist zu beachten, dass Vegetarier unter anderem mehr Sport treiben und weniger Alkohol trinken. Dadurch wäre die Behauptung schon einmal relativiert. Eine neuere Studie weist jedoch nach, dass bei gleichen, gesunden Lebensumständen (Sport, Gemüse- und Früchtekonsum, Alkohohl, Rauchen) kein, hoher oder niedriger Fleischkonsum eben keinerlei nachweisbaren Einfluss hat auf die Lebenserwartung (Oxfordstudie). Also schreiben wir das auch.

Stil und Verständlichkeit

An sich gibt es für einen leicht verständlichen Schreibstil klare, einfach umzusetzende Regeln. Ein Text soll kurz sein, die einzelnen Sätze ebenfalls. Keine Sätze mit Bindewörtern (z. B. „und“, „oder“) verbinden. Nur ein Gedanke je Absatz. Keine Fremdwörter und keine wenig gebräuchliche Wörter. Keine Füllwörter, wenig Adjektive, keine Adverbien. Keine Passivsätze.

So einen Text verstehen alle.

Das ist gut.

Man kann nicht alle Fremdwörter kennen. Wir verwenden sie, wo nötig. Oder die, die längst Teil der deutschen Sprache sind.

Füllwörter sind unnötige Wörter im Satz. Darüber kann man streiten. Was ist unnötig? Beispiele: Letztlich, schon, tatsächlich, usw. Feinheiten gehen unter.

Adjektive sind Eigenschaftswörter. Sie blähen oft Sätze auf. Beispiel: „Grüne Wiese“. Wiesen sind meistens grün. Das Wort ist nicht notwendig. „Braune Wiese“ sagt etwas aus. Das ist Information.

Wie die letzten fünf Absätze verdeutlichen, ist eine sture Umsetzung dieser Regeln für Personen mit hoher Lesekompetenz mühsam, besonders bei längeren Passagen. Solche Texte wirken abgehackt, zerstückelt, vor allem unsäglich langweilig. Sie scheinen sich fast an Kinder im ersten Lesealter zu richten. Es wird schwierig, wenn nicht unmöglich, komplexe Zusammenhänge zu erklären.

„Das Gras ist grün“ ist eine leicht verständliche, eindeutige Aussage. Um ein scheinbares Füllwort erweitert, verschwindet diese Klarheit: „Das Gras ist wahrscheinlich grün.“ Diese zweite Variante ist schwammig, sagt jeoch gleichzeitig viel mehr aus. Wir erfahren, dass der Autor lediglich vermutet, dass das Gras grün sei, aber dass er es nicht mit Bestimmtheit weiss. Vielleicht ist es ja doch verdorrt.

Mit einem gelegentlich eingestreuten Füllwort rückt der Text zudem der gesprochenen Sprache näher. Das lässt die nüchternen Fakten weniger trocken erscheinen.

Unsere Zielgruppe verfügt ohnehin über ein gutes Textverständnis (dazu gibt es natürlich ebenfalls Statistiken). Vegetarier und Veganer, die sich für Ernährung im weitesten Sinn interessieren, also auch für die ökologischen oder sozialen Auswirkungen ihres Essverhaltens, verstehen selbst mit Fremdwörtern gespickte, über den Bildschirm mäandernde Bandwurmsätze. Für Sie brauchen wir komplexe Gedanken nicht in einzelne Gedankensplitter zu zerbröseln.

Trotzdem orientieren wir uns in der Schwierigkeit eines Textes an durchschnittlichen Tageszeitungen; im Niveau deutlich höher als die Boulevard-Presse, jedoch nicht ganz so anspruchsvoll wie manche Artikel der NZZ.

Dafür haben wir zwei Gründe. Einerseits müssen wir an die Besucher denken, die sich lediglich über ein bestimmtes Thema informieren wollen. Sie lesen eine oder einige Seiten, ohne sich mit dem gesamten Inhalt zu befassen. Sie sind uns wichtig, weil es zu unseren Zielen gehört, bei Mischköstlern mehr Verständnis zu wecken für vegetarische Ernährungsweisen.

Andererseits haben sich in der heutigen Zeit – besonders, aber nicht ausschliesslich am Bildschirm – viele angewöhnt, Texte bloss zu überfliegen. Dabei gehen oft Feinheiten und Details verloren, unabhängig von der eigentlichen Lesekompetenz des Nutzers.

Deshalb halten wir uns an die Regel der ungebräuchlichen Wörter, die wir vermeiden. Dazu gehören veraltete Begriffe wie „alsbald“ oder „Oheim“. Nicht jeder weiss, dass Letzteres „Onkel“ bedeutet. Wichtiger sind an sich geläufige, jedoch selten verwendete Ausdrücke. „Keineswegs“ ist vermutlich das beste Beispiel, zumal ich mich nicht einmal in privater Korrespondenz noch getraue, es zu benutzen. Zu häufig wird es einfach überlesen, womit das genaue Gegenteil des Gemeinten tatsächlich beim Empfänger ankommt.

Für etwas Abwechslung sorgen wir mit einzelnen Passagen, die bewusst ein wenig anspruchsvoller verfasst sind. Aus demselben Grund verzichten wir auf eine allzu formale, einheitliche Darstellung der Inhalte. Es erschiene zwar beispielsweise ordentlicher, alle Nahrungsmittel nach einem bestimmten Schema zu beschreiben, aber gleichzeitig langweiliger und ermüdender – vieles, was zufällig erscheint, ist ein bewusst gewähltes Stilmittel.

Rechtschreibung

Wir halten uns an die Schweizer Version der dritten Rechtschreibreform aus 2006. Auf einige Deutsche und Österreicher wirkt das Fehlen des „ß“ befremdlich. Das Zeichen wurde bei uns jedoch bereits in den 1920er Jahren abgeschafft und trotz Rechtschreibreform nicht wieder eingeführt. Auf Schweizer Tastaturen ist es deshalb nicht einmal vorhanden.

Wo alternative Schreibweisen erlaubt sind, richten wir uns meistens nach der Dudenempfehlung. Ausnahmen bilden unter anderem in der Schweiz übliche Schreibweisen wie „Sauce“ statt „Sosse“ (genauer „Soße“).